Heute werden im Ackerbau drei Bodenbearbeitungssysteme eingesetzt: Konventionelle (wendende) Bodenbearbeitung, konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat. Alle drei Systeme verändern die Bodenstruktur, jedoch mit unterschiedlicher Intensität und Bearbeitungstiefe. Zurzeit werden mehr 50 % der Ackerbodenfläche konventionell bearbeitet, mehr als 30 % konservierend mit zunehmender Tendenz und auf einem sehr geringen Flächenanteil erfolgt Direktsaat. Die Bodenbearbeitungssysteme mit ihren Vor- und Nachteilen (Landwirtschaftskammer NRW, 2015, gekürzt):
Bei der konventionellen Bodenbearbeitung wird der Boden jährlich mit dem Pflug auf Krumentiefe gewendet und gelockert (Grundbodenbearbeitung) und gleichzeitig werden die Reste der Vor- oder Zwischenfrucht und Unkraut eingearbeitet. Durch Pflugnachläufer wird das Absetzen des (überlockerten) Bodens beschleunigt. Die Saatbettbereitung (Sekundärbearbeitung) folgt der Grundbodenbearbeitung. Mit einer gleichmäßig tiefen Bearbeitung werden Schollen zerkleinert, die Bodenoberfläche eingeebnet und der Boden unterhalb des Saatgutablagehorizontes wegen des gewünschten Bodenschlusses rückverfestigt.
Pflugarbeit, der Traktor mit Bandlaufwerk fährt neben der Pflugfurche, um eine Pflugsohlenbildung zu vermeiden. © Lemken
Nicht wendende konservierende Bodenbearbeitung vermindert im Vergleich zur konventionellen Bodenbearbeitung durch flachere Bearbeitung Verluste an Boden und Wasser. Sie wird durch zwei Grundgedanken gekennzeichnet: Reduzierung der üblichen Intensität der Bodenbearbeitung nach Art, Tiefe und Häufigkeit mit dem Ziel, durch die längere Bodenruhe ein stabiles, tragfähiges Bodengefüge zum vorbeugenden Schutz gegen Verdichtungen durch nachfolgendes Befahren zu schaffen. Belassen von Pflanzenreststoffen der Vor- und/oder Zwischenfrucht nahe oder auf der Bodenoberfläche mit dem Ziel einer möglichst ganzjährigen Bodenbedeckung über einem intakten Bodengefüge zum vorbeugenden Schutz vor Erosion und Verschlämmung. Eine Reduzierung der Bodenbearbeitungsintensität führt zu einem Anstieg der Menge und Vielfalt von Bodentieren (z.B. Milben, Springschwänze, Tausendfüßer, Regenwürmer).
Konservierende Bodenbearbeitung mit einer Kombination aus Grubber zur Lockerung, Scheibenegge zum Zerkleinern und Einarbeiten der Strohreste und Stabwalzen zur Krümelung, Bearbeitungstiefe ca. 15 cm, © Lemken
Durch minimale und schonende Bodenbearbeitung bleibt eine stabile biologische Krümelstruktur in der Ackerkrume erhalten. © G. Milbert, Kuratorium Boden des Jahres
Die Direktsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung seit der vorangegangenen Ernte, erfolgt mit Zinkensäscharen oder Scheibenmaschinen, die Säschlitze öffnen, in die das Saatgut abgelegt wird. Anschließend wird dieses mit Boden-Ernte-Reststoffgemisch bedeckt. Zahlreiche Versuche zeigen, dass Erosion durch Wasser oder Wind praktisch ausgeschlossen sind. Der Kraftstoffverbrauch wird reduziert, der Arbeitsaufwand zur Feldbestellung wird gesenkt. Das Verfahren wird bevorzugt in Gebieten mit geringen Niederschlägen eingesetzt, sowohl für die Saat von Zwischenfrüchten als auch für Getreide, Sojabohnen und Zuckerrüben. Ausbleibende Niederschläge während der Vegetationszeit und eine Zunahme der Hitzetage führen in niederschlagsarmen Gebieten zu steigenden Defiziten in der klimatischen Wasserbilanz. Durch das Direktsaatverfahren wird die Bodenstruktur wenig gestört und die ganzjährig bedeckte Bodenoberfläche senkt die Wasserverdunstung.
Direktsaat der Zwischenfrucht in Getreidestoppel, Saatgut wird in Schlitze abgelegt. © Knut Behrens, Beratungsring Ackerbau Rheinhessen-Pfalz