(u.a. nach Urgeschichte im Rheinland, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz 2005)
Ausgehend vom Nahen Osten (Gebiet vom Euphrat und Tigris bis zur Mittelmeerküste) breitete sich vor etwa 11.000 Jahren die produzierende Wirtschaftsweise mit Ackerbau und Viehzucht im Verlauf von etwa 5.000 Jahren in ganz Europa aus. In den Lössbörden Mitteleuropas begann die landwirtschaftliche Nutzung der Böden in der Jungsteinzeit vor ca. 7.000 Jahren. Zu Beginn der Ackerkultur wurden in der Niederrheinischen Bucht Emmer und Einkorn (Spelzweizenarten), Trespe als mitgeerntete Begleitpflanze sowie Erbsen, Linsen, Lein und Mohn angebaut. Wildpflanzen ergänzten das Nahrungsangebot. Später kamen Saatweizen, Hartweizen und Nacktgerste hinzu. Vor etwa 4000 Jahren wurden zusätzlich Spelzgerste, Rispenhirse, Kolbenhirse, Dinkel, Hafer und Bohnen angebaut.
Über die Bodenbearbeitungstechniken und Bodenbearbeitungsgeräte der Neusteinzeit ist wenig bekannt. Zu Beginn der Neusteinzeit herrschte vermutlich der Hackbau mit Hacken aus Holz und Geweihen und einer geringen Bearbeitungsintensität vor. Gegen Ende der Jungsteinzeit und vor allem während der Bronze- und Eisenzeit kam der Pflug als Bodenbearbeitungsgerät in Gebrauch und der Mensch gestaltete Böden zunehmend um. Durch Wenden des Oberbodens und Einarbeitung von Pflanzenresten entstand erst die flache und dann zunehmend mächtiger werdende Ackerkrume, die heute in Lössgebieten zwischen 3 und 4 dm mächtig ist.
Durch die Form der Pflugschare wird die Ackerkrume gewendet sowie Erntereste und Aufwuchs vollständig eingearbeitet, 6-Scharpflug, Foto: www.lemken.com
Bereits seit der Neusteinzeit aber vor allem seit der Eisenzeit führte der Holzeinschlag für Baumaterial und die vollständige Rodung zur Urbarmachung von Ackerland zu einem Rückgang des Waldflächenanteils von > 90 % auf < 30 % gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In Mitteleuropa existieren keine Urwälder mehr.
Die Entwaldung für anschließenden Ackerbau mit Bodenbearbeitung und Schwarzbrachen führte zu einem Rückgang des Humusgehaltes im Oberboden und zur Destabilisierung der Bodenstruktur. Die Erosionsanfälligkeit nahm zu und Bodenmaterial wurde in Senken und Tälern akkumuliert. In Lössgebieten wie der Niederrheinischen Bucht wurde in ursprünglich deutlich reliefierten Landschaften Boden in Hochlagen und Hängen um bis zu 2 Meter abgetragen und in bis zu 8 Meter mächtige Kolluvien umgelagert. So entstanden in Lössgebieten aus ursprünglich hügeligen Landschaften sanftwellige Landschaften.

Kuppe mit Wuchsausfällen durch Bodenerosion, Niederrheinische Bucht.
Foto: M. Dworschak, Geologischer Dienst NRW
Durch die zunehmende Entwaldung stieg der Wasservorrat in den Böden, der Anteil durch Stau- und Grundwasser vernässter Böden nahm zu. Zahlreiche heutige Feuchtbiotope in Niederungen sind auf Entwaldung zurückzuführen. Durch Hochwasser wurde zunehmend Bodenmaterial in die Auen umgelagert. Bereits seit dem Mittelalter entwässerten Menschen feuchte Niederungsgebiete. Feuchtgebiete und selbst Moore wurden so erst grünlandfähig und bei tiefreichender Entwässerung auch ackerfähig. Im Rahmen von Flurbereinigungsverfahren in ganz Deutschland von 1960 – 1990 wurden sehr große Areale mit Grünlandflächen durch Grabenentwässerung ackerfähig.
Durch Entwässerungsgräben wurden Grundwasserböden mit einem Grundwasserflurabstand von 4 – 8 dm unter Flur ackerfähig, Geldern, Niederheinisches Tiefland. Foto: Gerhard Milbert, Kuratorium Boden des Jahres