Stammbaum

Unter dem Einfluss der bodenbildenden Faktoren Ausgangsgestein, Klima, Relief und Lebewesen (Menschen, Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen) entwickeln sich Böden im Verlauf der Zeit immer weiter. Das Ausgangsgestein verwittert, neue Bodenminerale und bodenfärbende Oxide entstehen, Humus bildet sich aus abgestorbener Biomasse und reichert sich an. Eine unvorstellbare Vielfalt an Organismen besiedelt den Boden. Stoffe werden umgelagert, ausgewaschen oder angereichert. Nährstoffe werden den Organismen zur Verfügung gestellt.

Die Rendzina steht am Anfang der Bodenbildung und entsteht durch Verwitterung von Kalkstein, Dolomit oder Gipsgestein sowie durch Humusanreicherung. Anfallende Streu wird innerhalb von 1 – 2 Jahren in den Boden eingearbeitet, mineralisiert oder humufiziert.

Im Verlauf der Zeit kann sich die Rendzina durch fortschreitende Bodenbildung zu weiteren Böden entwickeln. Wenn das Klima mit hohen Niederschlägen, kurzen Vegetationszeiten und kalten Wintern die biologische Aktivität im Oberboden einschränkt und verkürzt, sind die Bodentiere nicht mehr in der Lage den Oberboden gleichmäßig zu durchmischen und die Streuauflage einzuarbeiten bzw. zu verdauen. Die Humusauflagen werden mächtiger, es bildet sich Tangel und der Oberboden wird kalkärmer und versauert allmählich. Sauerer Rendzinen mit den Humusformen Moder, Pechmoder und Tangel entstehen und der untere Bereich des Oberbodens verbraunt. Es entwickeln sich Übergänge zur Terra Fusca aus aus dem Rückstandslehm der Kalkverwitterung oder Übergänge zur Braunerde.

Braunerde-Rendzina, Naturwaldzelle Rosenberg, sehr basenreich, aus Fließerde über Kalkstein (Oberkreide). Quelle: H. Siegert, Geologischer Dienst NRW

In dem noch stark kalkhaltigen Oberboden wird durch Bioturbation Humus eingearbeitet. Wegen der sehr unterschiedlichen Beschaffenheiten von Kalkgesteinen werden beim Bodentyp Rendzina drei Normsubtypen unterschieden:

  1. Felsrendzina: Oberboden über massivem Kalkstein innerhalb 30 cm Bodentiefe. Diese Standorte neigen vor allem in sommertrockenen Gebieten zur Trockenheit. Sie sind bevorzugte Standorte für Trocken- und Magerrasen mit extensiver Grünlandnutzung oder für den Vertragsnaturschutz.
  2. Lockerrendzina: Unterhalb des Oberbodens folgt ein grabbares lockereres Kalkgestein, das tiefer als 30 cm reicht. Der Boden vermag für Pflanzen nutzbares Wasser speichern und ist durchwurzelbar. Diese Standorte können ertragreiche Buchenwälder tragen und auch landwirtschaftlich genutzt werden.
  3. Gerüstrendzina: Unterhalb des humusreichen Oberbodens folgt eine lockere hohlraumreiche Schuttdecke, die nur bis maximal zur Hälfte des Hohlraums mit Humus oder mineralischem Bodenmaterial gefüllt ist. Auch diese Standorte sind gut durchwurzelbar, besitzen aber ein geringes Wasserspeichervermögen. Meist sind sie Standorte von Wäldern oder Kalktrockenrasen.

 

Ähnliche Bodenentwicklungen zeigen die ’nahen Verwandten‘ der Rendzina:

Pararendzina
Pararendzinen entwickeln sich aus kalkhaltigen Gesteinen, die Kalkgehalte < 75 Masse-% aufweisen, zum Beispiele aus Löss oder Mergelgesteinen. Sie entwickeln einen humosen Oberboden, der unmittelbat auf dem Ausgangsgestein aufliegt.

Ranker:
Durch flachgründige Verwitterung aus kalkfreiem Gestein sowie durch Humusbildung entwickelt sich ein Boden mit einem humosen Oberboden, der unmittelbat auf dem Ausgangsgestein aufliegt.

Tschernosem (Schwarzerde)
Tschernoseme entstehen ebenfalls aus kalkhaltigen Ausgangsgetseinen wie zum Beispielel aus Löss. Sie besitzen einen humosen, sehr belebten Oberboden mit Krümelgefüge, der mehr als 40 cm mächtig ist.

Die folgende schematische Darstellung zeigt einen Auszug aus dem Stammbaum der Rendzina mit den Ausgangsmaterialien Kalkstein und Streu, den Bodenbildungsprozessen und den unterschiedlichen Formen vom Rohboden bis zur Rendzina-Braunerde