Archivböden – eine Vielfalt an Boden-Geschichten
Archivböden sind keine einheitliche Bodenform, sondern eine vielgestaltige Gruppe von Böden, die eines gemeinsam haben: Sie bewahren Spuren der Vergangenheit. Manche erzählen von früheren Klimaphasen, Vulkanausbrüchen oder der Entwicklung unserer Landschaft. Andere dokumentieren frühere Nutzung, Siedlungen, Wege oder landwirtschaftliche Praktiken.
Diese Vielfalt macht Archivböden zu einzigartigen Zeitzeugen. Sie entstehen unter sehr unterschiedlichen Bedingungen, können selten oder weit verbreitet sein und geben Hinweise auf Naturprozesse ebenso wie auf menschliches Handeln. Jeder Archivboden trägt ein Stück Geschichte – manchmal offen sichtbar, manchmal erst durch genaue Untersuchung erkennbar.
Auf den folgenden Unterseiten finden Sie zwei zentrale Blickwinkel auf diese besonderen Böden:
- Archiv der Naturgeschichte – wie Böden Klimaverläufe, Landschaftsentwicklung und und weitere natürliche Prozesse dokumentieren.
- Archiv der Kulturgeschichte – wie Spuren menschlicher Aktivität im Boden erhalten bleiben und vergangene Lebenswelten sichtbar machen.
Entdecken Sie, welche Geschichten der Boden erzählt und warum Archivböden für Forschung, Schutz und unser Verständnis der Vergangenheit so wertvoll sind.

Brauner Auenboden aus Hochwasserablagerungen des Rhein in der Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf. Ein Archiv der Natur- und der Kulturgeschichte zugleich. © G. Milbert, Kuratorium Boden des Jahres
Der Rhein hat in der Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf in den letzten 10.000 Jahren bis zu 7 Meter Auenmaterial abgelagert. Wie in einem Buch können wir in braunen Auenböden über die Geschichte einer Flusslandschaft blättern. Die Mächtigkeit der Sedimente, ihr Humusgehalt und ihre Körnung spielgen die Klimadynamik im Einzugsgebiet des Rheins wider. In diesem Boden stecken Bausteinbruchstücke eines römischen Kartells, eines mittelalterlichen Rittersitzes und aus dem Industriezeitalter. Zahlreiche Regenwurmröhren und Wühlgänge von Maulwürfen und auch der krümelige Bodenaufbau erzählen von der hohen biologischen Aktivität dieses fruchtbaren Bodens. Chemische Kennwerte weisen auf mittelalterliches Handwerk und industrielle Metallverarbeitung hin. Wechselnde Humusgehalte und Pollen verraten uns etwas über die Nutzungsgeschichte von der Hartholzaue über die Auenwiese bis zur heutigen Ackernutzung.