Bodenvielfalt

Außer sehr jungen Böden auf Erosionsstandorten und aufgeschütteten Böden ohne  vorherige Bodenbildungen besitzen alle Böden unseres Klimaraums eine Prägung aus ihrer Zeit als Waldböden. Auf fast allen Flächen der planaren bis subalpinen Zonen West- und Mitteleuropas (außer Klippen und Ufern) hat sich Wald entwickelt und die Bodenbildung maßgeblich beeinflusst:

  • Es entstanden Humusauflagen und Humusformen.
  • Im Mineralboden wurde im Oberboden aber auch durch tiefe Durchwurzelung im Unterboden Humus gebildet.
  • Die Böden wurden tiefreichend durch Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) und durch Bodentiere belebt.
  • Durch Ausscheidungen der Bodenorganismen, Graben und Wühlen der Bodentiere, Wurzelwachstum, durch Humus und Tonminerale sowie Quellen und Schrumpfen entwickelten Waldböden ein spezifisches Bodengefüge mit meist hohem Grobporenanteil und kleinen stabilen Gefügekörpern.
  • Der durchwurzelte Bodenraum ist bei Waldnutzung überwiegend deutlich größer als bei Grünland- und Ackernutzung

Viele Böden haben diese Merkmale auch nach der Waldrodung oder Verheidung ganz oder teilweise beibehalten. Im Vergleich zu Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung besitzen Waldböden eine erheblich größere Spannbreite:

  • im Wasserhaushalt von mäßig nass bis trocken,
  • im Säuregrad von stark sauer bis basisch (pH-Wert),
  • in der Nährstoffversorgung von sehr nährstoffarm bis sehr nährstoffreich,
  • im Grobbodengehalt von stein- und grusfrei bis extrem stein- und grußhaltig (> 85 Vol.-%),
  • in der Höhenlage von planar bis subalpin.

Die große Spanne im Wasserhaushalt und im Säuregrad wird in Ökogrammen dargestellt. Böden und ihre Waldbestockung/Waldgesellschaft haben sich im Verlauf der aktuellen Warmzeit gemeinsam entwickelt und gegenseitig beeinflusst. Erst durch Eingriffe des Menschen ist dieses Gleichgewicht gestört worden. Auf Böden mit einem Wasserhaushalt von mäßig trocken bis frisch und mit einem Säuregrad von sauer bis basisch haben sich seit der Römerzeit Buchwaldgesellschaften vom Hainsimsen-Buchenwald  bis zum Kalkbuchenwald durchgesetzt.

Ökogramm für Baumarten im west- bis mitteleuropäischen Klimaraum. Urheber: Thünen-Institut für Waldökosysteme nach Liebscher, moderiert nach Leuschner.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat auf Basis der Bodenübersichtskarte 1 : 200.000 der BGR und der Geologischen Dienste der Länder sowie Nutzungsdaten eine nutzungsdifferenzierte Bodenübersichtskarte im Maßstab 1: 1 Million entwickelt (BÜK 1000N). Der Auszug Wald zeigt sowohl die Waldflächenverteilung in Deutschland als auch die große Vielfalt der Waldböden. Nach Bodengroßlandschaften (Ausgangsgestein und Klima), Relief und Bodenentwicklung wurden etwa 70 unterschiedliche Bodeneinheiten unterschieden. Entsprechend unserem mäßig kühlen und feuchten Klima überwiegen Braunerden und ihre Übergänge zu anderen Bodenklassen bei Weitem.

Sowohl diese Karte als auch ihre Datenbank stehen kostenlos online zur Verfügung:

Download BÜK 1000N, Auszug Wald

Basenreiches Erdniedermoor, durch Entwässerung ca.  30 cm vererdet, an der Bodenoberfläche Krümelgefüge, Humusform L-Mull, Erlenwald, nördliches Münsterland NRW. Foto: Gerhard Milbert, Kuratorium Boden des Jahres

Podsol-Pseudogley aus Fließerde entstanden aus Konglomerat des Mittleren Buntsandsteins, im Oberboden sehr stark sauer, sehr nährstoffarm, Humusform Moderartiger Rohhumus, mittlerer Stauwassereinfluss 3 – 6 dm unter Flur. Nationalpark Eifel (NRW). Foto: S. Schulte-Kellinghaus, Geologischer Dienst NRW.

Nährstoffreiche Rendzina aus Muschelkalk mit der Humusform F-Mull, mäßig trocken, Ostwestfalen. Foto: Geologischer Dienst NRW

Detailaufnahme aus dem Staubereich eines Stauwasserbodens aus Material der Rhein-Hauptterrasse und Lösslehm, Kottenforst bei Bonn. Foto: Gerhard Milbert, Kuratorium Boden des Jahres